Gedanken zum Kreislauf der Pflanzenwelt
Das Lebensrad der Pflanzen beginnt sich im Frühling zu drehen.
Wenn Samen und Knospen von Sonnenwärme und Feuchtigkeit geweckt werden, beginnt ein wunderbares Wachstum.Wenn die Rose erblüht; wenn die Nachtkerze ihre Blätter öffnet und ihren Duft verschwenderisch in die Nacht hinausströmen lässt; wenn Schmetterlinge und Insekten auf der üppig blühenden Blumenwiese übermütig nach Nektar heischen.
Welch Seelen berührende Schönheit!
Bis zur Sommermitte bemächtigt sich die Vegetation eines grossen Wachstums.
Das Rad dreht sich weiter, der Aufbau der grünen Biomasse verlangsamt sich:
der Prozess zur Blüten- und Samenbildung beginnt, es reifen Früchte und Samen heran.
-Im Wissen, dass sich Scharen von Vögeln gierig der Samen bemächtigen
-Im Wissen, dass unzählige Insekten und Larven in verdorrten Pflanzenstängeln überwintern
-In diesem Wissen strahlen braune und selbst verdorrte Pflanzenteile ihre Schönheit aus.
Eine Schönheit, die ihre Berechtigung in dieser Natur hat!
Währenddem sich das Lebensrad der Pflanzen weiter dreht, fallen die Blätter, die Pflanzen ziehen sich zurück, ruhen in sich. Samen fallen zu Boden, bereiten sich in Ruhe auf ihre bevorstehende Aufgabe vor; sammeln ihre Kräfte, auf dass sie im Frühling ein Teil des Wachstums werden.
Lassen wir uns mittragen vom Lebensrad der Pflanzen, sehen wir die Schönheiten mit unserer Seele!
„Sprich, wie werd ich die Sperrlinge los, so sagte der Gärtner,
Und die Raupen dazu, ferner das Käfergeschlecht,
Maulwurf, Erdfloh, Wespe, die Würmer, das Teufelsgeschlecht?
Lass sie nur alle, so frisst einer den anderen auf.“
Johann Wolfgang von Goethe
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