15.9.15

Die Verwertung von Wildfrüchten - Jahresthema 2015 - Heilkräuter, Wildkräuter, Unkräuter

Sommer-Herbstzeit ist Beerenzeit.

Wer sich im Wald auf die Suche nach Delikatessen macht, sollte sich nicht auf Pilze beschränken. Auch an Sträuchern werden Feinschmecker fündig. Wildbeeren wachsen vor allem am Waldrand und an schattigen Stellen, meist üppig und in bunter Pracht. Schon seit Urzeiten werden sie als Nahrungs- und Heilmittel geschätzt. Sie sind meist kleiner, dafür aber schmackhafter. Die Beeren sind vitamin- und mineralstoffreich und dabei kalorienarm. Ihr hoher Gehalt an Ballaststoffen stimuliert die Darmtätigkeit.

Kornelkirsche
Die Kornelkirschen sind häufig an lichten Waldränder und Wildhecken zu finden. Die Früchte sind erst dann reif, wenn sie schwarzrot sind. Man sollte mit der Ernte keineswegs bis nach dem ersten Frost warten, wie häufig angegeben ist. Nach dem Frost fallen die Kirschen vom Baum und sind nicht mehr verfügbar. Die 2 cm langen ovalen Früchte müssen reif sein. Die Früchte sind nicht mit den Kirschen verwandt. Das Fruchtfleisch ist schwer vom Kern zu trennen und sie schmecken herb-säuerlich. Kornelkirschen sind reich an Vitamin C und haben starke Heilkräfte.

Konservieren/Aufbewahren: Die Kirschen können tiefgefroren werden.

Was nicht sofort vezehrt werden kann, verarbeitet man zu Marmelade oder Saft.

Schlehen(Schwarzdorn)

Die blauen Schlehen finden sie als Unterholz an Waldrändern, in aufgelassenen Steinbrüchen und auch häufig wieder in Wildhecken. Man sollte sie erst nach dem Frost pfücken. Dann sind die Wirkstoffe erst biochemisch für den Mensch verwertbar. Es gibt aber auch einen Trick: Man kann die Früchte schon vorher ernten und kurzfristig in den Tiefkühler legen, als Frostersatz. In den Schlehen befinden sich reichlich Vitamin C, Magnesium, organische Säuren und viele verschiedene Bio-Flavonoide. In erster Linie sind Schlehen ein Stärkungsmittel, das schnell fit macht. Schlehensaft verwendet man häufig im Winter, bei Halsschmerzen oder zur Vorbeugung. Man kann den Saft mit Wasser verdünnen und lauwarm oder kalt konsumieren.

Am besten sind die Beeren im Kombination: Studien haben gezeigt, dass ein Mix mit Wildbeeren gesünder ist als Einzel für sich allein.

Gut zu wissen:
Wie entsteine oder entkerne ich Kornelkirschen, Schlehen, Weissdorn, Hagenbutte, Vogelbeeren? Die Beeren verlesen, heiss abspülen, ½ Wasser wie Beeren im Dampfkochtopf weich kochen (ca. 3-4 Min.). Noch leicht heiss durch ein Sieb passieren (Passevite). Saft aufbewahren und Mus separat in eine Schüssel geben. Ich bereite alle Wildbeeren so weit zu, so habe ich die Möglichkeit zum Mischen.

Kornelkirschen - Marmelade

1300 g Kornelkirschen - Mus
1 Beutel Gelierfix (3:1
1 EL gestr. Zitronensäure
350 g Zucker
n. B. Kirschensaft
evtl. Zimt - Stange

Alle Zutaten unterrühren, kochen bis sich der Zucker aufgelöst hat, nachher in die Gläser abfüllen

Schlehen - Chutney

1 kg Schlehen - Mus, 250 g Rosinen
100 g Zwiebeln, 1 EL Olivenöl, 1 Teel. Salz,
1 Messersp. Nelkenpulver, 100 g Honig,
10 g Ingwer, 1 EL Koriander

Rosinen im Wasser einweichen, Zwiebeln hacken und im Olivenöl anbraten, dann Mus
zugeben, auf kl. Hitze unter gelegentlichem Rühren einkochen lassen. Nachher abschmecken mit Salz, Nelkenpulver, Honig, geriebener Ingwer und Koriander.

Vitamin - Bombe

400 g Kornelkirschen-Mus, 400 g Weissdorn-Mus
400 g Schlehen-Mus, 400 g Hagenbutten-Mus, 1 Zitrone (Saft,
1 Pck. Vanillezucker, 1 kg Gelierzucker, etwas Zitronensäure, wer mag

Alle Zutaten mischen, kochen und abfüllen.
Ist sehr gut ins Müesli oder Joghurt, auch köstlich als Brotaufstrich.

Schlehen- oder Kornelkirschensaft

Pro 1 l Saft 100 - 150 g Zucker (nach Geschmack)

aufkochen und heiss in Fläschli abfüllen

Dieser Artikel ist teil unseres Jahresthemas 2015 über Heilkräuter, Wildkräuter, Unkräuter und Wildbeeren und ist zuerst auf gartehagteam.blogspot.com erschienen.

Fürs Gartehag-Team: Elisabeth Fehlmann

8.5.15

Spitzwegerich - Der Fürst des Weges

Gartehag-Team-Jahresthema 2015 - Heilkräuter, Wildkräuter, Unkräuter und Wildbeeren
Spitzwegerich – Fürst des Weges

Typisch für den Spitzwegerich, Plantago lanceolata, sind seine schmalen, lanzettlichen Blätter mit den parallel verlaufenden Blattnerven, die aus der Mitte der Rosette entspringen. Die Pflanze hat einen blattlosen, kantig gerillten Stängel, an dessen Ende eine kleine Blütenähre sitzt. Mit weißen, zierlichen Staubfäden wird diese unscheinbare Blütenähre umkränzt und diese erst sichtbar gemacht.
Der Spitzwegerich zählt zu den Wegerichgewächsen (Familie Plantaginaceae). Man findet ihn vorwiegend an Wegrändern und auf mässig gedüngten Wiesen. Er ist auch unter den Namen Wegeblatt, Wundwegerich, Heilwegerich oder Rossrippe bekannt.
Die Endung „–rich“ stand im Indogermanischen für „Herrscher, Fürst“. Wegerich heisst also Fürst des Weges. Der lateinische Name, abgeleitet vom lateinischen „planta“ für „Fusssohle“, weist ebenfalls auf dieses wegbegleitende Vorkommen.
Spitzwegerichsamen werden im feuchten Zustand klebrig. Sie bleiben so an den Füssen und Pfoten Darüberlaufender hängen und werden weit verbreitet.
Spitzwegerich ist eine der ältesten Heilpflanzen und wurde bereits in der Antike als Wundheilmittel bei Bissen von Tieren beschrieben. Er wird als Tee, Tinktur, Saft, Sirup und Umschlag angewendet.
Eine Kombination von Inhaltsstoffen wie Schleim-, Bitter- und Gerbstoffen, Kieselsäure und das Glykosid Aucubin machen ihn zu einem der wirksamsten Heilkräuter bei Atemwegserkrankungen wie Reizhusten, Bronchitis und Entzündungen im Mund-Rachenraum.
Äusserlich kommt Spitzwegerich bei schlecht heilenden Wunden, Insektenstichen, Juckreiz, Schwellungen und auch bei Brennnesselquaddeln und Pickeln zum Einsatz. Dazu wird ein sauberes, frisches Blatt zwischen den Fingern zerrieben und die betroffene Stelle mit dem austretenden Saft betupft. Juckreiz verschwindet und die Wunden verheilen meist ohne Narbenbildung. Als „Wiesenpflaster“ für unterwegs hat sich Plantago lanceolata vielfach bewährt.

Bildquellen:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Plantago_lanceolata_(inflorescense).jpg (02.04.2015)
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Spitzwegerich_(Plantago_lanceolata).jpg (02.04.2015)

Spitzwegerich-Ernte
Die frischen Blätter können jederzeit in der warmen Jahreszeit geerntet werden. Sie wachsen schnell nach. Zum Trocknen als Wintervorrat werden die Blätter einzeln nebeneinander ausgelegt und schonend im Schatten getrocknet. Keinesfalls sollten sie unter starker Hitzeeinwirkung oder bei feuchter Witterung trocknen, ansonsten verfärben sie sich schwarz und sind wertlos.

Spitzwegerich-Tee
1 – 2 Teelöffel Spitzwegerich-blätter mit ¼ Liter kochendem Wasser übergießen.
15 Minuten ziehen lassen und dann abseihen.
2-3-mal täglich eine Tasse!

Spitzwegerich-Sirup
1,5 l Wasser und 1 kg brauner Zucker aufkochen und 15 Minuten mit offenem Deckel einköcheln lassen.
2 Handvoll Spitzwegerichblätter klein schneiden und in die abgekühlte Zuckerlösung geben. 24 Stunden ziehen lassen, dann durch ein Sieb gießen.
Den Sirup mit dem Saft von 2 Zitronen auf 80°C erhitzen, in sterilisierte Flaschen füllen und sofort verschließen.
Tipp: Hilfreich ist ein Vorrat in der Hausapotheke für Erkältungszeiten.
 

Spitzwegerich kulinarisch
In der Küche haben die Blätter des Spitzwegerichs einiges zu bieten. Sie sind von der Suppe, der Beigabe zum Kräuterquark, im Frühlingssalat bis zum Wildgemüse durch und durch eine Delikatesse. Die Blütenknospen können zu Mixed Pickles eingelegt werden. Die Samen dienen als Würze in Gemüsegerichten, können in Öl eingelegt oder im Brot mit anderen Gewürzen wie Kümmel oder Fenchel mitgebacken werden. Frisch von der Wiese geknabbert erinnern die reifen Samenständer an einen Müsliriegel.

Pilzige Spitzwegerich-Suppe
¾ Liter Gemüsebrühe und ¼ Liter Rahm oder Milch zusammen aufkochen. Eine Handvoll Spitzwegerich-blätter waschen, fein schneiden und zur Brühe geben.
Die Suppe 15 Minuten sanft köcheln lassen, erst dann entwickelt sich der feine Pilzgeschmack des Spitzwegerichs.
Zum Andicken 2 Teelöffel Mehl in kaltem Wasser anrühren, in die Suppe einrühren und kurz aufkochen lassen. Mit Salz, etwas Pfeffer und Muskat abschmecken, pürieren und mit Gänseblümchen dekoriert servieren.
Tipp: Die Suppe kann auch unpüriert serviert werden, die Spitzwegerichstreifen bleiben dann sichtbar.

Wilde Blätter aus der Pfanne
Blätter von Spitzwegerich, Labkraut, Löwenzahn, Knoblauchrauke, Brenn-nessel, Vogelmiere … sammeln, waschen und trocken tupfen.
In einer Pfanne mit einem guten Öl kurz kross anbraten. Mit etwas Kräutersalz nach Belieben abschmecken.
Tipp: Diese Wiesenmischung passt gut als grüner Farbtupfer zu Kartoffel- und Nudelgerichten. Direkt aufs Brot gelegt, schmeckt sie ebenfalls sehr lecker.

Fürs Gartehagteam Bussnang - Thomas Armbruster