8.5.15

Spitzwegerich - Der Fürst des Weges

Gartehag-Team-Jahresthema 2015 - Heilkräuter, Wildkräuter, Unkräuter und Wildbeeren
Spitzwegerich – Fürst des Weges

Typisch für den Spitzwegerich, Plantago lanceolata, sind seine schmalen, lanzettlichen Blätter mit den parallel verlaufenden Blattnerven, die aus der Mitte der Rosette entspringen. Die Pflanze hat einen blattlosen, kantig gerillten Stängel, an dessen Ende eine kleine Blütenähre sitzt. Mit weißen, zierlichen Staubfäden wird diese unscheinbare Blütenähre umkränzt und diese erst sichtbar gemacht.
Der Spitzwegerich zählt zu den Wegerichgewächsen (Familie Plantaginaceae). Man findet ihn vorwiegend an Wegrändern und auf mässig gedüngten Wiesen. Er ist auch unter den Namen Wegeblatt, Wundwegerich, Heilwegerich oder Rossrippe bekannt.
Die Endung „–rich“ stand im Indogermanischen für „Herrscher, Fürst“. Wegerich heisst also Fürst des Weges. Der lateinische Name, abgeleitet vom lateinischen „planta“ für „Fusssohle“, weist ebenfalls auf dieses wegbegleitende Vorkommen.
Spitzwegerichsamen werden im feuchten Zustand klebrig. Sie bleiben so an den Füssen und Pfoten Darüberlaufender hängen und werden weit verbreitet.
Spitzwegerich ist eine der ältesten Heilpflanzen und wurde bereits in der Antike als Wundheilmittel bei Bissen von Tieren beschrieben. Er wird als Tee, Tinktur, Saft, Sirup und Umschlag angewendet.
Eine Kombination von Inhaltsstoffen wie Schleim-, Bitter- und Gerbstoffen, Kieselsäure und das Glykosid Aucubin machen ihn zu einem der wirksamsten Heilkräuter bei Atemwegserkrankungen wie Reizhusten, Bronchitis und Entzündungen im Mund-Rachenraum.
Äusserlich kommt Spitzwegerich bei schlecht heilenden Wunden, Insektenstichen, Juckreiz, Schwellungen und auch bei Brennnesselquaddeln und Pickeln zum Einsatz. Dazu wird ein sauberes, frisches Blatt zwischen den Fingern zerrieben und die betroffene Stelle mit dem austretenden Saft betupft. Juckreiz verschwindet und die Wunden verheilen meist ohne Narbenbildung. Als „Wiesenpflaster“ für unterwegs hat sich Plantago lanceolata vielfach bewährt.

Bildquellen:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Plantago_lanceolata_(inflorescense).jpg (02.04.2015)
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Spitzwegerich_(Plantago_lanceolata).jpg (02.04.2015)

Spitzwegerich-Ernte
Die frischen Blätter können jederzeit in der warmen Jahreszeit geerntet werden. Sie wachsen schnell nach. Zum Trocknen als Wintervorrat werden die Blätter einzeln nebeneinander ausgelegt und schonend im Schatten getrocknet. Keinesfalls sollten sie unter starker Hitzeeinwirkung oder bei feuchter Witterung trocknen, ansonsten verfärben sie sich schwarz und sind wertlos.

Spitzwegerich-Tee
1 – 2 Teelöffel Spitzwegerich-blätter mit ¼ Liter kochendem Wasser übergießen.
15 Minuten ziehen lassen und dann abseihen.
2-3-mal täglich eine Tasse!

Spitzwegerich-Sirup
1,5 l Wasser und 1 kg brauner Zucker aufkochen und 15 Minuten mit offenem Deckel einköcheln lassen.
2 Handvoll Spitzwegerichblätter klein schneiden und in die abgekühlte Zuckerlösung geben. 24 Stunden ziehen lassen, dann durch ein Sieb gießen.
Den Sirup mit dem Saft von 2 Zitronen auf 80°C erhitzen, in sterilisierte Flaschen füllen und sofort verschließen.
Tipp: Hilfreich ist ein Vorrat in der Hausapotheke für Erkältungszeiten.
 

Spitzwegerich kulinarisch
In der Küche haben die Blätter des Spitzwegerichs einiges zu bieten. Sie sind von der Suppe, der Beigabe zum Kräuterquark, im Frühlingssalat bis zum Wildgemüse durch und durch eine Delikatesse. Die Blütenknospen können zu Mixed Pickles eingelegt werden. Die Samen dienen als Würze in Gemüsegerichten, können in Öl eingelegt oder im Brot mit anderen Gewürzen wie Kümmel oder Fenchel mitgebacken werden. Frisch von der Wiese geknabbert erinnern die reifen Samenständer an einen Müsliriegel.

Pilzige Spitzwegerich-Suppe
¾ Liter Gemüsebrühe und ¼ Liter Rahm oder Milch zusammen aufkochen. Eine Handvoll Spitzwegerich-blätter waschen, fein schneiden und zur Brühe geben.
Die Suppe 15 Minuten sanft köcheln lassen, erst dann entwickelt sich der feine Pilzgeschmack des Spitzwegerichs.
Zum Andicken 2 Teelöffel Mehl in kaltem Wasser anrühren, in die Suppe einrühren und kurz aufkochen lassen. Mit Salz, etwas Pfeffer und Muskat abschmecken, pürieren und mit Gänseblümchen dekoriert servieren.
Tipp: Die Suppe kann auch unpüriert serviert werden, die Spitzwegerichstreifen bleiben dann sichtbar.

Wilde Blätter aus der Pfanne
Blätter von Spitzwegerich, Labkraut, Löwenzahn, Knoblauchrauke, Brenn-nessel, Vogelmiere … sammeln, waschen und trocken tupfen.
In einer Pfanne mit einem guten Öl kurz kross anbraten. Mit etwas Kräutersalz nach Belieben abschmecken.
Tipp: Diese Wiesenmischung passt gut als grüner Farbtupfer zu Kartoffel- und Nudelgerichten. Direkt aufs Brot gelegt, schmeckt sie ebenfalls sehr lecker.

Fürs Gartehagteam Bussnang - Thomas Armbruster