Gartehag-Team-Jahresthema 2015
- Heilkräuter, Wildkräuter, Unkräuter und Wildbeeren
Spitzwegerich – Fürst des
Weges
Typisch für den Spitzwegerich,
Plantago lanceolata, sind seine
schmalen, lanzettlichen Blätter mit den parallel verlaufenden Blattnerven, die
aus der Mitte der Rosette entspringen. Die Pflanze hat einen blattlosen, kantig
gerillten Stängel, an dessen Ende eine kleine Blütenähre sitzt. Mit weißen,
zierlichen Staubfäden wird diese unscheinbare Blütenähre umkränzt und diese
erst sichtbar gemacht.
Der Spitzwegerich zählt zu den Wegerichgewächsen
(Familie Plantaginaceae). Man findet
ihn vorwiegend an Wegrändern und auf mässig gedüngten Wiesen. Er ist auch unter
den Namen Wegeblatt, Wundwegerich, Heilwegerich oder Rossrippe bekannt.
Die Endung „–rich“ stand im Indogermanischen für „Herrscher,
Fürst“. Wegerich heisst also Fürst des Weges. Der lateinische Name, abgeleitet
vom lateinischen „planta“ für „Fusssohle“, weist ebenfalls auf dieses
wegbegleitende Vorkommen.
Spitzwegerichsamen werden im
feuchten Zustand klebrig. Sie bleiben so an den Füssen und Pfoten
Darüberlaufender hängen und werden weit verbreitet.
Spitzwegerich ist eine der ältesten Heilpflanzen und
wurde bereits in der Antike als Wundheilmittel bei Bissen von Tieren
beschrieben. Er wird als Tee, Tinktur, Saft, Sirup und Umschlag angewendet.
Eine Kombination von Inhaltsstoffen wie Schleim-,
Bitter- und Gerbstoffen, Kieselsäure und das Glykosid Aucubin machen ihn zu einem der wirksamsten Heilkräuter bei
Atemwegserkrankungen wie Reizhusten, Bronchitis und Entzündungen im
Mund-Rachenraum.
Äusserlich kommt Spitzwegerich bei schlecht heilenden
Wunden, Insektenstichen, Juckreiz, Schwellungen und auch bei Brennnesselquaddeln
und Pickeln zum Einsatz. Dazu wird ein sauberes, frisches Blatt zwischen den
Fingern zerrieben und die betroffene Stelle mit dem austretenden Saft betupft. Juckreiz
verschwindet und die Wunden verheilen meist ohne Narbenbildung. Als
„Wiesenpflaster“ für unterwegs hat sich Plantago
lanceolata vielfach bewährt.
Bildquellen:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Plantago_lanceolata_(inflorescense).jpg (02.04.2015)
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Spitzwegerich_(Plantago_lanceolata).jpg
(02.04.2015)
Spitzwegerich-Ernte
Die frischen
Blätter können jederzeit in der warmen Jahreszeit geerntet werden. Sie wachsen
schnell nach. Zum Trocknen als Wintervorrat werden die Blätter einzeln
nebeneinander ausgelegt und schonend im Schatten getrocknet. Keinesfalls
sollten sie unter starker Hitzeeinwirkung oder bei feuchter Witterung trocknen,
ansonsten verfärben sie sich schwarz und sind wertlos.
Spitzwegerich-Tee
1 – 2 Teelöffel Spitzwegerich-blätter mit ¼ Liter
kochendem Wasser übergießen.
15 Minuten ziehen lassen und dann abseihen.
2-3-mal täglich eine Tasse!
Spitzwegerich-Sirup
1,5 l Wasser und 1 kg brauner Zucker aufkochen und 15
Minuten mit offenem Deckel einköcheln lassen.
2 Handvoll Spitzwegerichblätter klein schneiden und in
die abgekühlte Zuckerlösung geben. 24 Stunden ziehen lassen, dann durch ein
Sieb gießen.
Den Sirup mit dem Saft von 2 Zitronen auf 80°C erhitzen, in
sterilisierte Flaschen füllen und sofort verschließen.
Tipp: Hilfreich ist ein Vorrat
in der Hausapotheke für Erkältungszeiten.
Spitzwegerich
kulinarisch
In der Küche haben
die Blätter des Spitzwegerichs einiges zu bieten. Sie sind von der Suppe, der
Beigabe zum Kräuterquark, im Frühlingssalat bis zum Wildgemüse durch und durch
eine Delikatesse. Die Blütenknospen können zu Mixed Pickles eingelegt werden.
Die Samen dienen als Würze in Gemüsegerichten, können in Öl eingelegt oder im
Brot mit anderen Gewürzen wie Kümmel oder Fenchel mitgebacken werden. Frisch
von der Wiese geknabbert erinnern die reifen Samenständer an einen Müsliriegel.
Pilzige Spitzwegerich-Suppe
¾ Liter Gemüsebrühe und ¼ Liter Rahm oder Milch zusammen
aufkochen. Eine Handvoll Spitzwegerich-blätter waschen, fein schneiden und zur
Brühe geben.
Die Suppe 15 Minuten sanft köcheln lassen, erst dann
entwickelt sich der feine Pilzgeschmack des Spitzwegerichs.
Zum Andicken 2 Teelöffel Mehl in kaltem Wasser anrühren, in die Suppe
einrühren und kurz aufkochen lassen. Mit Salz, etwas Pfeffer und Muskat
abschmecken, pürieren und mit Gänseblümchen dekoriert servieren.
Tipp: Die Suppe kann auch
unpüriert serviert werden, die Spitzwegerichstreifen bleiben dann sichtbar.
Wilde Blätter
aus der Pfanne
Blätter von Spitzwegerich, Labkraut, Löwenzahn, Knoblauchrauke,
Brenn-nessel, Vogelmiere … sammeln, waschen und trocken tupfen.
In einer Pfanne mit einem guten Öl kurz kross anbraten. Mit etwas
Kräutersalz nach Belieben abschmecken.
Tipp: Diese Wiesenmischung passt
gut als grüner Farbtupfer zu Kartoffel- und Nudelgerichten. Direkt aufs Brot
gelegt, schmeckt sie ebenfalls sehr lecker.
Fürs Gartehagteam Bussnang - Thomas Armbruster